Handel mit Berliner Meldeadressen als neues Geschäftsmodell

5.8.2024

Der angespannte Berliner Wohnungsmarkt hat gewissermaßen ein neues Geschäftsmodell hervorgebracht: Meldeadressen zur Untermiete. Besonders Menschen aus dem Ausland, die eine Meldeadresse für Aufenthaltsgenehmigungen oder Arbeitsverträge benötigen, sind betroffen. Das Bundesmeldegesetz verlangt eine Vermieter*innen-Bescheinigung zur Anmeldung, die viele Untermieter*innen nicht bekommen. Auf kleinanzeigen.de bieten Nutzer*innen Untermietverträge zur Anmeldung bei Berliner Behörden an – diese Untermietverträge sind jedoch ohne Wohnraum. Für etwa 100 Euro pro Monat wird nur ein Platz auf dem Klingelschild und Briefkasten vermietet. Diese Angebote treffen auf Nachfrage. Ulrike Hamann vom Berliner Mieterverein kritisiert diese Praxis. Neuberliner*innen sind zur Anmeldung verpflichtet, aber viele Vermieter*innen verweigern die Bescheinigung. Besonders institutionelle Vermieter*innen geben diese oft nicht heraus. Ohne Anmeldung ist es schwierig, ein Bankkonto zu eröffnen oder einen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen. Der Zensus 2022 zeigte, dass viele Berliner*innen nach Umzügen in andere Bundesländer in der Hauptstadt gemeldet bleiben. Die schwarz-rote Koalition erwägt deshalb Prämien für Abmeldungen nach Wegzügen. SPD-Politiker Sven Heinemann (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) schlägt eine Prämie von 100 Euro vor, um Abweichungen der Einwohner*innenzahl zu minimieren. Dieser Trend zeigt die extremen Maßnahmen, die Menschen ergreifen müssen, um auf dem schwierigen Berliner Wohnungsmarkt zurechtzukommen.

Quelle: rbb (Newsportal vom Rundfunk Berlin-Brandenburg), Berlin